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19.11.2016Herren 2. Liga GF

Brutal dezimiert alles probiert

Starkes Startdrittel
Die Gäste gingen nach etwas mehr als zwei Minuten (genaugenommen nach "2.22") in Führung. Doch die Reaktion des Heimteams blieb nicht aus. Nach etwas mehr als drei Minuten (genaugenommen nach "3.33") gelang Werthmüller den Ausgleich. Ab diesem Moment hatten die Adler das Heft in der Hand, belohnten sich aber für ihre offensive und engagierte Spielweise vorerst nicht. In der 15. Spielminute war es dann aber soweit. Es war wieder Werthmüller, der für seine Farben skoren konnte. Nur 30 Sekunden später fand ein Distanzschuss von Hänggi irgendwie den Weg ins Aarauer Gehäuse. Die Waldenburger waren nun der absolute Herr im Haus und spielten den Leader an die Wand. Mit einem weiteren Treffer - dieses Mal durch Heuberger (18`) - baute der Gastgeber noch vor der ersten Pause die Führung aus.

Schwaches Mitteldrittel
Es war klar, dass die Gäste aus dem Aargau etwas ändern mussten, um ins Spiel zurückzukehren. Und das taten sie. Sie wechselten den Torhüter aus und stellten auf zwei Linien um. Diese gängigen Massnahmen bei einem Rückstand fruchtete in diesem Fall sofort. 90 Sekunden nach Wiederanpfiff verkürzten die Aarauer auf 2:4 und bei Spielmitte markierte das Team Aarau mittels Doppelschlag den Ausgleich. Von den Adler kam im mittleren Spielabschnitt insgesamt zu wenig.

Turbulentes Schlussdrittel
Die ersten Minuten verstrichen ereignislos doch nach 47 Minuten sollte das Spiel massiv an Fahrt aufnehmen. Zuerst ging das Heimteam durch Youngster Dürrenberger mit 5:4 in Führung, ehe keine Minute später den Gästen ein Penalty zugesprochen wurde. Der Strafstoss ging zur Freude der Adler übers Tor. Da der verschossene Penalty jedoch eine Zwei-Minuten-Strafe zur Folge hatte (es lebe die Doppelbestrafung), konnten die Aarauer mit einem Mann mehr den Ausgleich anvisieren und dies gelang ihnen dann auch tatsächlich in der 49. Minute. Eine weitere Zeigerumdrehung sahen sich die Adler mit einem Rückstand konfrontiert. Als etwas mehr als vier Minuten vor Schluss die Aarauer ein weiteres Mal erfolgreich waren, schien in dieser Partie eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Mit einem Time-Out versuchte Headcoach Fluri nochmals einen neuen Impuls von aussen zu geben. Fortan wurde auch der Torhüter für einen sechsten Feldspieler geopfert. Volles Risiko und dieses Risiko wurde nach 57.01 (ab jetzt muss aufgrund der dramatischen Schlussminuten in Sekunden gesprochen werden)  mit dem Anschlusstreffer zum 6:7 durch Frei - perfekt frei gespielt durch Werthmüller - belohnt. Auch wenn noch praktisch drei Minuten auf der Uhr waren nahmen die Adler weiter Risiko und beliessen den Torhüter bald wieder draussen. Einen Fehler im Aufbauspiel bestrafte das Team Aarau nach 57.37 mit einem "empty netter" zum 6:8. Aufgeben? Niemals! Weiter ging das Spektakel. 58.34 Heuberger 7:8! Die Gäste wankten bedenklich, fielen aber letztlich dann doch nicht, denn mit einem weiteren Treffer ins leere Adler-Tor machte der Tabellenführer den Deckel drauf. Einen weiteren Treffer ohne Torhüter nach 59.59 zum 8:9 war zu wenig und das Spiel war verloren.

Die Gründe für die Niederlage
Vor der Partie war klar, dass sich zu den seit vielen Wochen verletzten Stammspielern Krattiger, Bitterli, Hasler neu noch Schenker gesellt, der eine Verletzung im Spiel gegen Schwarzenbach davontrug. Mit den weiteren Abwesenheiten der Stammkräfte Maertens und Liesch fehlte somit mehr als ein Block, der in dieser Konstellation ohne Probleme in jedem Zweitliga-Spiel den Stempel aufdrücken könnte. So mussten also andere Akteure in die Bresche springen, so u.a. auch das Trio Rudin, Heuberger, Dürrenberger. Dumm nur, dass alle drei Talente nur wenigen Stunden zuvor bereits ein Spiel mit der U21 machten und das praktisch über 60 Minuten mit zwei Linien. Mit zwei Linien ging es aufgrund der Personalsorgen auch in dieses Spiel und in diesem Spiel wurde es dem Waldenburger Übungsleiter an der Bande nicht langweilig, wenn es darum ging, notgedrungene Änderungen in seiner Equipe vorzunehmen.  Nicht weniger als drei (!) weitere Spieler schieden im Verlaufe der Partie mit Verletzungen aus. Der wiedererstarkte Infanger nach etwas mehr als 20 Spielminuten und praktisch zeitgleich der bis dato stark spielende D. Steiner mussten Forfait geben. Noch etwas früher als diese Beiden fiel Heuberger aus. Mit dem ersten Pausenpfiff verabschiedete sich der flinke Flügelstürmer, ehe er es in den Schlussminuten des Spiels nochmals probierte. Heuberger - der von Woche zu Woche stärker zu werden scheint - ist in der aktuellen Form und mit seinem extremen "Punch" praktisch nicht aus dem Team wegzudenken. Gar komplett unersetzlich ist beim Team Aarau der tschechische Neuzugang Tomas Vojtisek. Der Stürmer machte eine alles überragende Partie und hatte bei allen (!) Aarau-Toren den Stock (oder besser gesagt "die Stöcke" -> er wechselte ganze drei Mal das Spielgerät und versuchte sich mit vier unterschiedlichen "Modellen" während der Partie) im Spiel. 5 Tore und 4 Assists eines einzelnen Akteurs sind Werte, wie man sie nur "ganz ganz" selten zu sehen bekommt. Gegenspieler und auch Mitspieler (speziell jene aus den Blöcken zwei und drei) verkamen (teilweise) zu Statisten. Jedem neutralen Unihockey-Fan dürfte das Herz aufgehen, wenn er einem solchen filigranen Techniker beim Unihockeyspielen zuschauen kann (bleibt nur die Frage was ein Spieler dieses Formates in der zweiten Liga sucht, könnte er doch vermutlich ohne weitere Probleme mit dieser Qualität in der NLA/NLB aufspielen..), einzig die Adler fanden es bei dieser Begegnung weniger lustig, immer wieder vom gleichen Spieler düpiert worden zu sein. 

Auf der einen Seite ein Team, dass buchstäblich "am Stock" ging und auf der anderen Seite eine Mannschaft die durch eine "One-Man-Show" zu brillieren wusste. Irgendwie war die Niederlage letztlich aufgrund aller Umstände nicht ganz unlogisch, wenn auch nicht nötig und erst recht nicht verdient. Mindestens einen Punkt wäre dem arg gebeutelten Heimteam für seinen solidarischen, beherzten und nie aufgebenden Vortrag zu gönnen gewesen.