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15.10.2016Herren 2. Liga GF

Lange geführt und trotzdem verloren

Das Selbstvertrauen war nach den beiden Niederlagen von zuletzt "angeknackst" und so startete man nicht unbedingt mit der breitesten Brust ins Spiel. Nach zweieinhalb Minuten ging dann auch prompt der Gast mit der ersten Torchance in Führung. Noch in der Startphase konnte das Blatt jedoch gewendet werden. Es brauchte dafür einen Freistoss und eine Überzahlsituation. Den Freistoss verwandelte Liesch eine Minute nach dem Rückstand entschlossen und humorlos direkt in den Maschen und beim Powerplay wurde Schmutz durch Werthmüller perfekt freigespielt. Der Captain musste am Anfang der sechsten Spielminute nur noch ins leere Tor einschieben. Kurz vor der ersten Pausensirene kam Brugg zum etwas schmeichelhaften Ausgleichstreffer, denn es war das Heimteam, welches bis dahin die besseren Abschlussmöglichkeiten besass.

Im Mitteldrittel die beste Phase der Gastgeber. Durch die Tore von D. Steiner (23`), Rudin (30`) und Frei (34`) zog man auf 5:2 davon. Das Tor durch Flügelstürmer Frei entstand in Unterzahl. Die Gäste gaben sich aber keineswegs geschlagen und verkürzten noch vor der zweiten Pause. Auf diesen Gegentreffer hatten die Adler aber nochmals eine Antwort parat. Werthmüller traf drei Sekunden vor dem Pausentee zum 6:3. Wieder war es ein Tor, als man mit einem Mann weniger agieren musste!

Kaum wurden die letzten 20 Minuten durch die beiden Unparteiischen eingeläutet, lag der Ball wieder im Tor der Aargauer. Schmutz reüssierte zum zweiten Mal in Überzahl. Wiederum wurde er sträflich alleingelassen und dieses Mal schob er nach Zuspiel von Infanger ins leere Tor ein.  Der Vier-Tore-Vorsprung hielt aber gerade Mal ganze sechs (!) Sekunden. Als Brugg nach 46 Minuten auf 5:7 verkürzte hatte man nur eine Zeigerumdrehung später die passende Antwort in Form des achten erfolgreichen Torabschlusses durch Dürrenberger parat. Eine solche Führung sollte doch etwas Sicherheit geben. Zuviel Sicherheit? Auf jeden Fall war das was in den letzten 10 Spielminuten passierte, nur schwer in Worte zu fassen. Die Spieler der Powermäuse Brugg, welche bis dahin im Spielverlauf mehr durch ihr permanent lautstarkes Lamentieren/Kommentieren von Schiedsrichterentscheidungen auffielen, kämpften sich ins Spiel zurück, bis ja bis vier Minuten vor Schluss das Skore ausgeglichen war. In den letzten vier Spielminuten passierte nichts mehr aussergewöhnliches und so gab es eine Verlängerung, in welcher die Powermäuse bestens geübt sind. Im fünften Meisterschaftsspiel war es für Brugg bereits die dritte Overtime und in jeder Zusatzspielzeit gingen die Aargauer als Sieger vom Feld, so auch bei diesem Spiel. Nach der Hälfte der Verlängerung fand ein Abschluss den Weg ins Adler-Nest und somit war die Partie nach 65 Minuten vorbei.

Es bleibt die Frage, wie es sein kann, dass eine Mannschaft - die gerade einmal mit 13 Feldspielern angetreten war - in den letzten 20 Spielminuten einem Heimteam, dass fast über die gesamte Spielzeit mit drei Linien agierte, derart den Schneid abkaufen konnte. Gewiss, die Gäste waren - über die gesamte Spielzeit gesehen - ziemlich effizient und generell mit ihrer schnörkellosen Spielweise eine stete Gefahr für den Eagles-Abwehrverbund, aber das alleine als Grund vorzuschieben, dass man sich noch die Butter vom Brot nehmen liess, wäre zu eifach. Sport - bis in die tiefsten Amateurligen - ist immer in erster Linie auch eine Kopfsache. Bist du mental auf der Höhe, kannst du Berge versetzen. Bist du mental etwas angeknackst, wird es sofort um ein vielfaches schwieriger. Sinnbildlich war der Verlauf gegen Ende der Partie.. Mit jedem Gegentreffer wurde die Verunsicherung greifbarer und daraus schlugen die Gäste - die locker und völlig befreit von jeglichem Druck agieren konnten - resolut Profit.

Positiv zu erwähnen ist, dass man sich in Über- und Unterzahl gegenüber den letzten Spielen markant steigern konnte. Zwei Tore im Powerplay und zwei Tore im Boxplay waren ein eindeutiges Indiz dafür. Frustrierend nur, wenn es dann aber bei 5 gegen 5 nicht so richtig funktionieren mag. Während Brugg sieben Tore aus dem Spiel heraus erzielte, brachten die Adler gerade einmal ein mickriges Törchen zustande, denn die drei weitere erfolgreiche Abschlüsse hatten ihren Ursprung allesamt aus Freistoss-Situationen. 

Es bleibt letztlich dabei. Man kassiert in der Summe zu viele Gegentore in der noch jungen Saison. Ein Hauptgrund für die defensive Instabilität ist vermutlich auch im  permanenten Umformieren der Linien zu suchen. Einerseits sind diese Umstellungen u.a. den anhaltenden Verletzungssorgen geschuldet (kaum zu glauben.. kaum kehrten in dieser Woche mit Bieri und Schenker zwei Spieler aus dem Krankenstand zurück, gesellten sich mit Bitterli (Fingerbruch) und Hasler (Bänderverletzung) zwei neue Akteure ins Lazarett) und andererseits hausgemacht, da der neue Cheftrainer an der Bande von seinen Akteuren viel verlangt, u.a. dass alle Feldspieler quasi jede Position bekleiden könn(t)en. Als Beispiel dient dafür Routinier Hänggi, der in fünf Spielen bereits alle drei Spieler-Positionen bekleidete. Vom Center zum Verteidiger zum Flügelspieler. Es bleibt festzuhalten, dass es das gute Recht eines jeden Cheftrainers  ist, eigene Vorstellungen und hohe Ansprüche an sein Team zu haben, denn hohe Ansprüche haben ja letztlich auch die eigenen Zuschauer an das Team. Momentan ist es aber wohl einfach so, dass Anspruch und Wirklichkeit schlicht nicht deckungsgleich sind und man darf gespannt sein ob und wenn ja, wie schnell sich dieser Zustand ändern lässt.